Reise der Herren
Anton und Peter Vogt,
von Wolfwil SO nach Buochs NW
(zum Bührer Traktorentreffen),
vom 6.-16. August 2009

Der 13. August und zugleich achte Reisetag brachte uns von San Antonino über den Monte Ceneri nach Taverne und Agno bis nach Breno. Natürlich hatten wir ab Cadenazzo die alte Monte Ceneri Strasse befahren, vorbei an der Kaserne, welche sich unmittelbar nach der Ceneri Passhöhe befindet. Anschliessend die Weiterfahrt in Richtung Lugano und weiter bis nach Agno. Wie schon des öfteren auf dieser Reise hatten die Traktoren erneut Durst. Dies hiess für uns Benzin- und Dieselöl nachzufüllen. Ab Agno erfolgte der Aufstieg bis nach Breno, wo wir Verwandte besuchten. Sie waren über unseren "Traktorenbesuch" überaus erfreut.

Im Verlauf des späteren Nachmittag waren wir zurück in San Antonino. Am Abend dieses sehr heissen Sommertages herrschten im Übernachtungslager in San Antonino immer noch zu heisse und feuchtwarme Temperaturen, sodass an Schlaf nicht zu denken war. Deshalb hatten wir uns kurzerhand entschlossen, noch am gleichen Abend die Weiterfahrt Richtung Gotthard anzutreten. Es war schon dunkel, als wir die Ortschaft Lodrino kurz vor Biasca erreichten. Zufällig erblickte ich ein schönes Grotto, abgelegen von der Hauptstrasse, in einem kleinen Wäldchen am Fusse eines Feldhügels. Dort hatten wir die südländische, romantische Abendstimmung im Grotto da Pippo mit Tessiner Spezialitäten und einem feinen Pogolino Wein in vollen Zügen genossen. Die Nachtlogis durften wir auf dem Parkplatz des Grotto's errichten. Dadurch standen uns auch sanitäre Anlagen für den persönlichen ID (Innendienst) zur Verfügung. Auf alle Fälle hatte sich die nächtliche Abendfahrt ab San Antonino bis nach Lodrino gelohnt, zumal solche Nachtfahrten mit Licht auch ihren Reiz haben!

Am Freitag stand die Fahrt nach Airolo - St. Gotthard - Andermatt bis nach Erstfeld auf dem Tagesprogramm. So gegen acht Uhr am Morgen standen wir auf. Ein Blick zum Himmel liess uns wiederum einen sonnigen Tag erahnen. Das Morgenfrühstück aus frisch eingekauftem Alpkäse, Trockenfleisch, Brot und Milchkaffee hatten wir im Wohnanhänger eingenommen. Nach den Aufräumarbeiten wurden die Anhänger und die Traktoren startklar bereitgestellt. Soweit war alles in Ordnung, die Weiterfahrt durch die Leventina, nordwärts Richtung Gotthard konnte beginnen.

Unterwegs hatten wir auch einige Grossbaustellen gesichtet. Auf diesen werden Granitsteine im Tagebau abgebaut. Ja, so eine schöne Granitstein-Sitzplatzgarnitur aus dem Tessin, das wär's doch noch! Auf derselben Strecke entdeckten wir auch einen grossen Ausbruch-Steinhaufen vom Neat Basistunnel. Dörfchen um Dörfchen ratterten wir gemütlich dem Ticino Fluss entlang nordwärts, durch Bodio, Giornico, Faido, Ambri bis nach Airolo. Etwas ausserhalb von Faido, mitten in der schönen Leventina Landschaft, waren die markanten, hohen Stützenpfeiler des Autobahnviaduktes natürlich unübersehbar.

Ab Airolo benutzen wir bereits die alte Passstrasse bis Motto Bartola. Ab hier beginnt die ursprüngliche, alte Gotthard Passstrasse (Tremola), welche mit unzähligen Haarnadelkurven Richtung Passhöhe führt. Diese alte Gotthard Passstrasse ist grössenteils auch mit Pflastersteinen versehen. An einzelnen Strassenabschnitten sind Revisionsarbeiten im Gange, welche den Gotthard - Mythos auch für die zukünftigen Generationen weiterleben lässt. Es war für uns wirklich äusserst spannend und interessant, mit zwei technisch hochstehenden Schweizertraktoren, diesen historischen Ort des Gotthardpasses zu befahren.

Als wir auf dem Gotthardhospiz eingetroffen waren, stand dort sogar eine noch ältere Generation an Fahrzeugtechnik. Gleich zwei original Gotthard-Postkutschen, welche jeweils fünfspännig mit robusten, kräftigen Pferden gezogen wurden. Von Andermatt über den Gotthardpass nach Airolo war damals die Reisestrecke mit der legendären Gotthard-Pferdepost. Eine Reise in die Vergangheit, die es in sich hat. Damals von Kaufleuten, Wissenschaftlern, Botschaftern und Weltreisenden wurde diese Reise als aufreibende Strapaze empfunden. Für uns war es ein einmaliges und exklusives Vergnügen und wird als nachhaltiges Erlebnis in unserer Erinnerung bleiben. Welch eine Freude, dass ausgerechnet zur gleichen Zeit zwei ältere "Fahrzeug-Generationen" aufeinander treffen.

Im Gespräch mit den Kutschern stellte sich überraschenderweise heraus, dass einer von ihnen als junger Bursche auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb gerade mit unserem Bührer RP 21A gefahren ist. Dies war vor gut dreissig Jahren, welch ein Zufall!

Nach dem kurzen Zwischenhalt auf der Passhöhe fuhren wir weiter nach Realp, Andermatt, über die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht, vorbei am Suworow Denkmal, hinunter nach Göschenen und Wassen bis nach Erstfeld. Auf dem Bauernhof "Bielenhof" der Familie Zgraggen durften wir auf dieser Reise zum letzten mal in einem Stroh-Hotel übernachten.

Am Samstag nahmen wir die letzte Etappe von Erstfeld nach Buochs zum Bührer - und Oldtimertreffen unter die Räder. Wir verliessen das Urnerland von Erstfeld in Richtung Altdorf, Brunnen und dann Gersau. Auf der Strecke Flüelen - Gersau mussten wir auf der stark befahrenen Axenstrasse entlang dem Vierwaldstättersee fahren. An etlichen Streckenabschnitten der Axenstrasse konnten wir die alte Strecke (heute teils Trottoir9) benutzten, welche nicht durch die Tunnelröhren führt, sondern die Felsvorsprünge ausserhalb umfährt, wie früher einst.

Ich wollte mich bereits früh am Morgen für eine Platzreservation auf der Autofähre Gersau - Beckenried erkundigen. Aber mir wurde gesagt: "Dies ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn heute sind so viele Traktoren mit der Fähre unterwegs, dass keine Reservationen vorgenommen werden können". Also nutzten wir die Zeit und befreiten beide Traktoren in einer Waschanlage von den bisherigen "Reiseverschmutzungen". Sie wurden gewaschen, getrocknet und poliert. Schliesslich wollten wir unsere Bührer Traktoren den Besuchern in einem sauberen, gepflegten Zustand präsentieren.

Dann war es endlich soweit. Nach der Übersetzung mit der Autofähre nach Beckenried, fuhren wir am Samstagnachmittag in Buochs ein. Um bei der Anmeldung nicht viel Zeit zu verlieren, hatte ich beide Traktoren bereits vorgängig im Mai angemeldet. Jeder Aussteller der selbst mit dem Traktor angereist war, bekam am Empfang eine vorbereitete Traktoren-Beschriftungstafel mit den technischen Angaben seines Traktors, einen Verpflegungsbon sowie eine Erinnerungsplakette aus Holz. Was erwartet uns an dieser 3. Bührer- und Oldtimerausstellung? Gespannt lassen wir uns auch von der Jubiläumsfeier "80 Jahre Bührer" überraschen.

Voller Vorfreude befuhren wir das Ausstellungsgelände und stellten unsere Traktoren an die uns zugewiesenen Plätze. Unser Bührer RP 21A stand gleich neben dem Bührer RP 21 von Jud Johannes aus Siebnen. Somit standen zwei "gleichgesinnte" Traktoren nebeneinander, einmal als Allradtraktor und einmal ohne Allrad. Kaum waren die Traktoren platziert, trafen wir auch schon die ersten Bührerkollegen, welche wir von anderen Oldtimerausstellungen, der Bührer Chilbi oder der Bührer Blueschtfahrt (organisiert vom Bührer Yellow Sixteam) her kennen. Wir freuen uns jedesmal von neuem die Kameradschaft und den Gedankenaustausch unter den gleichgesinnten Bührerfahrern zu pflegen.

Im Bührer Ausstellungszelt konnten sich alle Gäste und Besucher über das heutige, als auch das zukünftige Service- und Dienstleistungsangebot der Bührer Traktorenfabrik AG informieren. Ganz nach dem Motto "80 Jahre Bührer Qualität" feierte die Fabrik ihr Firmenjubiläum als Gast an der 3. Bührer- und Oldtimerausstellung hier in Buochs.

Zudem konnten sich die Besucher von der Typenvielfalt der einst hergestellten Bührer Traktoren ab dem Jahre 1929 inspirieren lassen. Die ganze Entwicklungsgeschichte vom ursprünglich einfachen Autotraktor, dem Traktor mit Holzvergaser, Triplex- und Tractospeed Getriebe sowie Typen des Spezialfahrzeugbaus bis zum heutigen topmodern ausgestatteten Qualitäts-Bührer vom Typ 6135, mit neuster Viktor-Kabine, Fronthydraulik und Scheibenbremsen, war alles zu sehen. Einfach grandios und eindrücklich was die Aussteller und die Bührer Traktorenfabrik AG alles zusammengetragen und ausgestellt hatten!

Zur Jubiläumsfeier von Bührer organisierte die Traktorenfabrik am Sonntagmorgen ein ausgiebiges, grosses gratis "Zmorge-Buffet". Die reich bedeckten Buffettische mit den vielseitigen Angeboten boten einen herrlicher Anblick!! Als Gast fühlte man sich wie ein König in einem 5***** Hotel!!
Dem ganzen Bührer Team aus Hinwil ein Bravo und herzliches Dankeschön für die unvergessliche Zeit, die sie uns Besuchern in Buochs bescherten. Ebenso gilt dieser Dank dem Organisationskomitee der Oldtimerausstellung, vorab dem OK-Präsidenten Ueli Barmettler. Es war einfach überwältigend! Wir alle, als Aussteller, Besucher oder Gäste freuen uns schon auf die nächste Ausstellung in 5 Jahren, im Jahre 2014!

Voller Zufriedenheit und überglücklich, fuhren wir am Sonntagnachmittag, zusammen mit Alois Steffen und seinem Traktor, auf dem direkten Weg, via Glaubenberg und Entlebuch zurück ins Mittelland. Mit über 900km Wegstrecke und ca. 60 zusätzlichen Betriebsstunden auf dem Tacho beendeten wir unsere elftägige Traktorenferienreise 2009. Dank einer guten Reisevorbereitung, unfallfreier Durchführung, sowie gegenseitiger Rücksichtnahme im täglichen Strassenverkehr, können solche Traktorenreisen zu einem unvergesslichen Abenteuer werden, an das man sich noch lange gerne erinnert.
Mein Vater und ich befinden sich gedanklich schon auf der Traktorenreise 2010 und unsere Bührer Traktoren "warten auch schon ganz ungeduldig im Stall" auf unser nächstes Startzeichen.

Wir wünschen allen eine gute Reise!!!